Vor der Haustüre Krakaus

Nachdem Maler und Schriftsteller Mitte des 19.Jahrhunderts die Landschaft um den Ort Ojcow entdeckt und in Wort und Bild verewigt, ja gar Polnische Schweiz genannt hatten, wuchs das Bewußtsein, daß dem Tal des Pradnik mehr als nur lokale Bedeutung zukommt und es Schutz verdient. Wenn auch die Zeiten und vor allem die Gesetze noch lange nicht reif waren, um der Natur den Vorrang einzuräumen, wurden doch schon nach dem Ersten Weltkrieg eine erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Region und ein Schutzkonzept erarbeitet. Der Zweite Weltkrieg vereitelte zwar zunächst weitere Bemühungen, aber im Jahre 1952 war es soweit - am 14. Januar wurde der Nationalpark gegründet.Die 25 m hohe `Herkules-Keule`im Norden des Parks.

Viele Jahrtausende lang hat die Erosion durch Wind und Wasser dem weichen Kalkstein der Hochfläche stark zugesetzt und dabei viele, zum Teil canonartige und bis 120 m tiefe Täler; über 200 Höhlen, bizarre Klippen und Felssäulen geschaffen. In vergleichsweise rasender Geschwindigkeit verändert sich dagegen die Zusammensetzung des Waldes, der 82 % der Parkfläche bedeckt. Bei der Gründung des Parks war mit 38% der Nadelmischwald aus Kiefer und Fichte am häufigsten vertreten, daneben kamen Eichen-Hainbuchen-Wald und Rotbuchenwald vor.

Die Nadelwälder gingen vor allem durch die Industrieschadstoffe aus Oberschlesien und Krakau drastisch zurück und machen heute nur noch 5 % aus. Ausgedehnt haben sich die Eichen-Hainbuchen-Wälder auf 40%, der Rot-buchenwald auf 31 %. Außerdem gibt es an schattigen Nordhängen Bestände von Bergahorn und Tanne und in den Talgründen entlang den Flüssen Reste von Weidengebüsch.

Die Vielfalt der Landschaft und des Mikroklimas zeigt sich im Reichtum der Flora, die über 950 Gefäßpflanzenarten, 160 Moosarten und 1200 Pilzarten zählt. Als Besonderheiten sind Steppenkirsche, Bergaster, Ojcow-Birke, Frauenschuh und Hirschzunge zu erwähnen.

Von den geschätzten 11.000 Tierarten, die im Park vorkommen, hat man bisher über 4000 bestimmt. Es gibt also noch viel zu erforschen. Am besten weiß man über die 45 Säugerarten Bescheid, wobei die Fledermäuse für den Park mit seinen vielen Höhlen charakteristisch sind und sich daher auch in seinem Wappen finden. Von den 17 Fledermausarten sind die Kleine Hufeisennase und das Große Mausohr am häufigsten. Ansonsten bevölkern Reh, Wildschwein, Eichhorn, Großes Wiesel, Feldhase und Rotfuchs, seltener Dachs, Baummarder und Waschbär das Gebiet. An den Uferbänken der Flüsse lebt die Bisamratte, und die 1985 eingesetzten drei Biberpaare haben sich auf über 25 Tiere vermehrt.Trotz seiner auffälligen Färbung ist der Pirol schwer zu entdecken.

Von den 120 beobachteten Vogelarten brüten etwa 80 im Nationalpark und der Umgebung. Darunter sind Waldbewohner wie Mäusebussard, Waldkauz und Waldohreule, Ringeltaube und Türkentaube, sechs Spechtarten, Sprosser und Pirol. Die Kalksteinfelsen sind dagegen der geeignete Lebensraum für Dohle, Mauersegler; Turmfalke und Star. Der seltene Eisvogel, die Wasseramsel und die Gebirgsstelze sind für die Fließgewässer typisch. Seit 1976 sucht der Schwarzstorch den Park regelmäßig auf.

 

Lage: In Südpolen, etwa 15 km nordwestlich von Krakow (Krakau)Der seltene Rotbraune Frauenschuh aus der Familie der Orchideengewächse.

Größe: 15,92 km2

Günstige Besuchszeiten: Mitte Juni bis Ende Oktober

Einschränkungen: Wegegebot; Gruppen nur mit Führung; Hunde anleinen

Besuchereinrichtungen: Informationszentrum und Nationalparkmuseum in Ojcow; markierte Wanderwege; Höhlenbesichtigungen; Burgruinen